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Amtsverzicht. Sedisvakanz. Bischofswahl.

Die Zukunft der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Der Diözese Rottenburg-Stuttgart steht eine spannende Zeit bevor. Nach dem altersbedingten Amtsverzicht von Bischof Dr. Gebhard Fürst, wird ein neuer Bischof gewählt.

Weil das kein einfaches Unterfangen ist, geht es zunächst in die Sedisvakanz: Der Bischofsstuhl bleibt unbesetzt, ein Administrator übernimmt die Leitung der Diözese.

Informationen rund um Amtsverzicht, Sedisvakanz und die Bischofswahl haben wir hier zusammengestellt. Zudem informieren wir laufend über neue Entwicklungen.

Der Amtsverzicht

Bischof Dr. Gebhard Fürst bittet um Entpflichtung

Bischof Dr. Gebhard Fürst ist am 2. Dezember 75 Jahre alt geworden. Wie es das Kirchenrecht vorsieht, hat er Papst Franziskus altershalber um Entpflichtung gebeten. Am 4. Dezember 2023 um 12 Uhr wurde im Vatikan und in Rottenburg zeitgleich die Annahme des Rücktrittsgesuchs von Bischof Dr. Gebhard Fürst durch Papst Franziskus bekanntgegeben.

Mit diesem Zeitpunkt ist der Bischöfliche Stuhl der Diözese Rottenburg-Stuttgart vakant.

Dr. Gebhard Fürst war mehr als 23 Jahre Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im Jahr 2000 hatte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof ernannt. In seiner Diözese setzte er sich für eine pilgernde, zeitgenössische, lebensdienliche und schöpfungsfreundliche Kirche ein. In der Deutschen Bischofskonferenz leitete Dr. Gebhard Fürst die Publizistische Kommission und stand der Unterkommission Bioethik vor.

Seinen Abschied feierte er mit Mitarbeitenden, Weggefährten, Freunden und Katholik:innen seiner Diözese.

Das Bischofswappen wird entfernt

Nach der Annahme des Rücktritts wird das Bischofswappen von der Kathedra, dem Bischofsstuhl im Rottenburger Dom St. Martin (Video) und in der Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart, entfernt. Domdekan Dr. Clemens Stroppel übergab das Wappen noch im Rottenburger Dom an Angela Erbacher, Leiterin des Diözesanarchivs.

Am Nachmittag wählt das 1821 von Papst Pius VII. errichtete und vom damaligen König Friedrich von Württemberg gestiftete Domkapitel zum Heiligen Martinus entsprechend den Bestimmungen des Kirchenrechts unverzüglich einen Diözesanadministrator für die Diözese Rottenburg-Stuttgart. Dieser verwaltet die Diözese bis zur Wiederbesetzung des bischöflichen Stuhls; in der Zeit der Sedisvakanz.

Die Sedisvakanz

Dr. Clemens Stroppel ist Diözesanadministrator

Das Domkapitel zum Heiligen Martinus wählte am 4. Dezember 2023 Dr. Clemens Stroppel, bisher Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart, zum Administrator.

Dr. Clemens Stroppel nahm die Wahl an. Nach der Entpflichtung von Bischof Dr. Gebhard Fürst durch Papst Franziskus erforderte das Kirchenrecht diese Wahl. Der Diözesanadministrator verwaltet die Diözese bis zur Wiederbesetzung des bischöflichen Stuhls; in der Zeit der so genannten Sedisvakanz.

In einer seiner ersten Amtshandlungen bevollmächtigte der Diözesanadministrator Prälat Dr. Klaus Krämer zu seinem Ständigen Vertreter. Dieser steht für den bisherigen Generalvikar für die Dauer der Sedisvakanz an der Spitze des Bischöflichen Ordinariats mit seinen mehr als 500 Mitarbeitenden an den Standorten Rottenburg und Stuttgart.

Zur Pressemitteilung

Die Weihbischöfe, der Offizial und alle anderen Leitungsstellen behalten ihre Vollmachten und Befugnisse. Der Diözesanrat besteht als Kirchensteuervertretung weiter, der Priesterrat wird aufgelöst.

Weitere Informationen zu Diözesanrat und Priesterrat gibt es auf deren Seite: raete.drs.de

Fast alle Rechte, viele Pflichten

Der Diözesanadministrator hat grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Diözesanbischof - mit einer großen Ausnahme: Er darf keine Entscheidung treffen, die den nächsten Bischof binden oder in seiner Amtsführung hindern könnte.

Es gilt der Grundsatz: "Sede vacante nihil innovetur". Heißt: Während der Bischofsstuhl nicht besetzt ist, darf nichts verändert werden.

Wie lange die Sedisvakanz dauert, ist nicht absehbar. Der letzte Administrator der Diözese Rottenburg-Stuttgart war knapp 15 Monate lang im Amt: Weihbischof Dr. Johannes Kreidler leitete das Bistum nach der Entpflichtung Dr. Walter Kaspers im Frühjahr 1999 bis zur Amtseinführung des neu gewählten Bischofs Dr. Gebhard Fürst im September 2000.

Die Bischofswahl

Domkapitel, Nuntius, Vatikan und eine Dreierliste

Die Rottenburger Bischofswahl richtet sich nach dem Badischen Konkordat.

Das Rottenburger Domkapitel erstellt eine Liste mit möglichen Kandidaten und schickt sie dem Nuntius. Er ist der diplomatische Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland.

Der Nuntius informiert sich über die vorgeschlagenen Kandidaten und erstellt einen Bericht. Diesen schickt er mit der Rottenburger Liste zur weiteren Bearbeitung nach Rom. Weder die Rottenburger Vorschläge noch der Bericht des Nuntius sind für den Heiligen Stuhl bindend. Der Papst erstellt eine eigene Liste mit drei Kandidaten, die er für geeignet hält.

Diese Liste, im Fachjargon "Terna" genannt, hat eine Besonderheit: Es muss ein Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart unter den Kandidaten sein. Das ist in dem für das württembergische Bistum geltenden Badischen Konkordat festgeschrieben.

Ist die Liste aus Rom in Rottenburg eingetroffen, beruft der Domdekan das Domkapitel zur Bischofswahl ein. Binnen dreier Monate muss in freier, gleicher und geheimer Wahl ein neuer Bischof gewählt werden.

Ein völkerrechtlich bindender Vertrag

Völkerrechtliche Verträge zwischen dem Staat und dem Heiligen Stuhl werden als Konkordate bezeichnet. Das Preußische Konkordat, geschlossen 1929 zwischen dem Freistaat Preußen und dem Heiligen Stuhl, gilt als Leitlinie für die folgenden Verträge: das Badische Konkordat (1932) und das Reichskonkordat (1933).

Während sich das Badische Konkordat nur auf die Erzdiözese Freiburg bezieht, bestätigt das Reichskonkordat, dass dessen Regeln auch für das Suffraganbistum, die heutige Diözese Rottenburg-Stuttgart, gelten.

Das bedeutet für die Diözese Rottenburg-Stuttgart: Unter den drei Kandidaten ist mindestens ein Angehöriger der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Als Angehöriger gilt auch ein aus der Diözese stammender Geistlicher, der hier seine Studien ganz oder teilweise absolviert und wenigstens zeitweise im Dienste der Diözese gestanden hat.

Der Codex Iuris Canonici (Bild), das universale Kirchenrecht, bestätigt die Konkordate: "Der Papst ernennt die Bischöfe frei oder bestätigt die rechtmäßig Gewählten."

Charakterfest, fromm, sozial und mit Leitungseignung

Ein Priester aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart soll es im Idealfall also sein. Aber es gibt auch zahlreiche weitere Anforderungen, die ein Kandidat für das Bischofsamt mitbringen muss.

Gemäß katholischem Kirchenrecht muss der neue Bischof mindestens 35 Jahre alt und seit mehr als fünf Jahren Priester sein. Er muss sich durch festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Lebensweisheit und Klugheit auszeichnen.

Ein geeigneter Kandidat hat einen Doktorgrad oder wenigstens den Grad eines Lizentiaten in der Heiligen Schrift, in der Theologie oder im kanonischen Recht an einer vom Apostolischen Stuhl anerkannten Hochschule erworben oder aber sollte in diesen Disziplinen wirklich erfahren sein.

Durch persönliche Frömmigkeit und soziale Kompetenz soll er den Gläubigen ein guter Hirte sein.

Bischofswahl und Synodalität

Im Januar 2024 werden sich die Mitglieder des Domkapitels und die stimmberechtigten Mitglieder des bisherigen Diözesanrats im Rahmen eines geistlichen Tages mit dem Bischofsamt, den Aufgaben, der Ausübung und den Herausforderungen in unserer Diözese beschäftigen.

Die stimmberechtigten Mitglieder werden hernach dem Domkapitel die aus ihrer Sicht geeigneten Kandidaten nennen. Unter Würdigung dieser Nennungen wird das Domkapitel seine Liste kanonisch für das Bischofsamt geeigneter Kandidaten erstellen und dem Apostolischen Stuhl übersenden.

Mit diesem Vorgehen werden Laien in die Bestellung des Bischofs einbezogen - ohne rechtliche Bestimmungen zu verletzen. Die Bischofswahl selbst läuft wie vorgesehen.

Weitere Informationen zur Beteiligung gibt es auf der Internetseite des Diözesanrats: raete.drs.de

Der Abschied

Verabschiedung von Mitarbeitenden

Erst Pontifikalamt im Dom, dann Begegung im Ordinariat: Bischof Dr. Gebhard Fürst hat am 30. November 2023 tief bewegt Abschied von seinen Mitarbeitenden genommen.

Etwa 500 Mitarbeiter:innen und auch ehemalige Mitarbeitende des bischöflichen Gastgebers waren zu den Feierlichkeiten gekommen. Die Stimmung war fröhlich – auch wenn vielen der Abschied nach fast einem Vierteljahrhundert schwer fällt.

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Feierlicher Festakt in stimmungsvollem Ambiente

75. Geburtstag und Verabschiedung feierte Bischof Dr. Gebhard Fürst am 2. Dezember 2023 in Rottenburg. In stimmungsvollem Ambiente kamen Hunderte Festgäste in der Rottenburger Festhalle zusammen, um den Bischof und sein Wirken in den vergangenen 23 Jahren zu würdigen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann attestierte Bischof Fürst in einem persönlichen Grußwort unter anderem, alles dafür getan zu haben, dass der Glaube bei den Menschen bleibt: „Indem er Stellung zu aktuellen Herausforderungen bezog und den Menschen Orientierung bot – beim Umgang mit Geflüchteten, in der Coronapandemie, bei der Bewahrung der Schöpfung.“ (...)

Gottes reichen Segen wünschte auch der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović und überbrachte die guten Wünsche von Papst Franziskus. Der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl dankte für die gute ökumenische Zusammenarbeit und Dr. Johannes Warmbrunn und Martin Stöffelmeier würdigten den Bischof für sein synodales und achtsames Engagement.

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Impressionen einer Amtszeit und die Bischofs-Biographie

Generalvikar Dr. Clemens Stroppel übergab das Geschenk der Diözese - einen Bildband mit einer Auswahl an Impressionen aus der Amtszeit.

Bischof Dr. Gebhard Fürst freute sich sehr. "Beim ersten Blättern habe ich schon gesehen: Sie haben eine schöne Auswahl getroffen und all meine Herzensprojekte mit reingepackt."

Dr. Thomas Broch, früherer Presseprecher des Bischofs, stellte die Biographie vor: "Um unseres Heiles willen. Gebhard Fürst – der Weg eines Bischofs". Im Gespräch mit Moderatorin Silke Gmeiner gewährten Bischof und Biograph einen kurzen Einblick in gemeinsame Jahre und die Arbeit am Buch.

Pontifikalamt im Dom: "Du warst kein Leisetreter"

Der kleine Rottenburger Dom hat sich am frühen Abend besonders groß gemacht, um für die vielen Ehrengäste, aber auch für die Rottenburger Gemeinde Platz zu machen.

Bischof Dr. Gebhard Fürst resümiert in seiner Predigt sein Selbstverständnis als Bischof. „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“ Das Wort des heiligen Augustinus habe ihn schon immer elektrisiert.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, würdigte Fürst und sagte: "Du warst ein treuer Weggefährte und hast Deine synodale Erfahrung geteilt, wie der Heilige Martin geteilt hat. Nun gehst Du in den Ruhestand. Danke für Deinen Dienst, danke für Deine Weggemeinschaft, danke für Dein Engagement und danke für Deine prägende Kraft! Gott befohlen – und: Ade!"

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Abschied mit Pauken und Trompeten

"Gewünscht habe ich ihm Gottes Segen, er möge behütet sein", sagt Karin Sauter aus Rottenburg. "Wir Rottenburger haben ganz stark seine Großzügigkeit erfahren. Wenn ein Bischof seine Leute so mitnimmt, das ist schon was."

An diesem Abend, dem 2. Dezember 2023, nimmt Gebhard Fürst seine Leute noch einmal mit - zum Gulaschessen und Glühweintrinken auf dem Marktplatz. "Zum Geburtstag viel Glück", singt der Marktplatz, intoniert von Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher. Viele Familien sind gekommen, um dem farbenfrohen Spektakel beizuwohnen. Mitglieder der Rottenburger Feuerwehr säumen als Ehrenspalier mit brennenden Fackeln den Exerzierplatz.

Zwei Lieder hat sich Bischof Dr. Gebhard Fürst für die Serenade der Bürgerwache wünschen dürfen: In "Über sieben Brücken musst du gehn" klingt der Lebensweg eines Menschen an, der immer wieder von Herausforderungen, aber eben auch von Hoffnung und Zuversicht geprägt ist. Die Musiker haben das Lied extra für den Bischof neu einstudiert. Alles, was Bischof Fürst erleben und gestalten durfte, drückt das zweite Lied aus: "Großer Gott, wir loben dich".

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